What you hear is what you get

Der Hörsinn ist der Raumsinn schlechthin, aber er spielt in der visuellen Kultur des Internets eine untergeordnete Rolle. Der Workshop konzentrierte sich daher auf das Thema der Überlagerung von digitalem und analogem Raum und fokussierte auf das akustische Erleben.

Räumlich-sinnliche Wahrnehmung im Stadtraum

Statt wie sonst oft Erfahrungen zu machen, die von visuellem „enhancement“, wie der Orientierung durch Googlemaps, Instagram-Filtern oder Pokémon-go-Schnitzeljagden geprägt sind, ging es zunächst darum die Fähigkeit des „noticing“ (Anna Tsing) zu üben. Ausgerüstet mit professionellen Aufnahmegeräten erkundeten die Schüler:innen des GRG7 die akustischen Räume rund um ihre Schulumgebung auf „Ohrenhöhe“. Sie suchten weder Monster noch instagramtaugliche Fotos, sondern machten Aufnahmen von jenen Orten, die sie täglich durchschreiten. Sie übten ungefilterte Wahrnehmung. Gar nicht so leicht, ein paar Minuten mit geschlossenen Augen dazustehen und einfach nur zu hören!
Nach den Exkursionen wurde besprochen, was gehört wurde. Eine akustische Weltreise auf https://aporee.org/maps beendete den ersten Workshoptag. Im Anschluss wurde die Weltkarte von Radio Aporee um die Aufnahmen der Schüler:innen erweitert, so dass sie „ihre“ Aufnahmen online als Beiträge zum Sound des öffentlichen Raums des 7. Bezirks erleben konnten.

Eigene Audioaufnahme des Wohnraums erstellen und kuratieren

Als Hausaufgabe sollten die Schüler:innen eine Aufnahme ihres Zuhauses machen. Beim Erkunden der öffentlichen Orte der Schulumgebung stand das geschärfte Wahrnehmen des konkreten Ortes und das Mappen dieser Orte auf einer gemeinsamen Karte im Vordergrund. Bei der Hausaufgabe tritt ein kuratorisches Moment ein: Welche Audio-Aufnahme spricht besonders über eine mir wichtige Raum-Erfahrung und was möchte ich meinen Mitschüler:innen von mir mitteilen (und was lieber nicht)?

Zusammenfügen der Aufnahmen und Gestaltung unterschiedlicher „Hörerlebnisse“

Eine eigens erstellte semi-öffentliche Plattform (Zugang nur von der Klasse) bildete den virtuellen Raum, in dem die privaten Audioaufnahmen geteilt wurden. Zusammen mit einem Foto ergab sich eine Matrix aus Ton- und Bildausschnitten ihrer jeweiligen Privaträume. Zum Anhören wurde das Klassenzimmer umgebaut. Es entstanden kleine „Kojen“ aus Tischen, Sesseln, Stoffen, Sitzkissen und Packpapier, in denen unterschiedliche „Hörerlebnisse“ ermöglicht wurden: kleinere Kojen, in denen individuell mit Kopfhörern gehört werden konnte. Größere, in denen mit den Computerboxen gehört wurde. Sowie der ganze Klassenraum über die Lautsprecher. Je nach Setting überlagerten sich so die privaten Aufnahmen und wurden mit zunehmender Raumgröße – und zunehmender „Öffentlichkeit“ – unverständlicher.

Durch den Workshop konnten sich die Schüler:innen über das Hören verschiedenen Lebensräumen aus der physischen und aus der virtuellen Welt annähern und gleichzeitig über die Differenzierung privater und öffentlicher Räume lernen.

Schule: GRG7 Wien
Lehrerin: Mag.a Afra Kirchdorfer
Baukulturexpertise: Christian Frieß, Claudia Schaefers, Isabell Wolke

Dieses Projekt wird durch die Projektreihe RaumGestalten 2022/23 unterstützt, getragen von: OeAD, Architekturstiftung Österreich sowie Bundeskammer der Ziviltechniker:innen | arch+ing